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Die Quarmühle

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Die Quarmühle bei Habighorst gibt es heute nicht mehr, und ihre Geschichte müsste eigentlich in zwei Teilen erzählt werden, denn es gab eine alte und eine neue Quarmühle.

Fangen wir also mit der alten Quarmühle an. Diese Mühle gehörte zum Rittergut Habighorst, und wurde bereits 1438 im Schatzregister der Großvoigtei Celle erwähnt. Der Name Quarmühle - so erfährt man aus dem Buch „Niedersächsische Mühlengeschichte“ von Wilhelm Kleeberg - ist abgeleitet von Querne, und der Müller wurde auch als „de Quernemoller“ bezeichnet.

Postkarte aus den 1950er Jahren

Auf der Internetseite der Samtgemeinde Eschede erfährt man weitere interessante Details: Die Quarmühle war ursprünglich eine Getreidemühle, die vom Quarmbach angetrieben wurde. Sie stand etwa 500 Meter vor der Mündung des Quarmbaches in die Aschau bei Habighorst. Dort, wo sich heute Teiche befinden, ist wohl schon vor Jahrhunderten das Wasser für den Betrieb der kleinen Mühle aufgestaut worden. Die Chronik über die Flohrmühle Eschede von Dirk Leune beinhaltet darüber hinaus die Information, dass die Quarmühle schon während des Dreißigjährigen Krieges eingegangen war. Erst Jahrzehnte später wurde sie durch Initiative des Rittergutsbesitzers Georg Ernst von Melville wieder aufgebaut.  Ein Inventarium aus dem Jahr 1812 erwähnt, dass die Quarmühle nur noch den Namen einer Mühle trage und sich ein Mehlkasten aus alter Zeit in ihr befinde. Bis 1870 soll sie noch als altes, windschiefes Häuschen gestanden haben, dann wurde sie abgetragen. Für einige Jahrzehnte waren dann nur noch die Steine des Gebäudes am Ufer des Quarmbaches zu erkennen. Damit endet die Geschichte der alten Quarmühle, und die der neuen beginnt.

Hierzu findet man auf der Internetseite der Samtgemeinde Eschede einen sehr interessanten und umfangreichen Bericht, an den ich mich im Folgenden anlehne.

Anfang der 1930er Jahre entstand durch die Initiative des damaligen Rittergutbesitzers Wilhelm Thies an der Reichschaussee 191 die neue Quarmühle als Badeanstalt. Über diese berichtet der Redakteur August Pohl in der Celleschen Zeitung vom 1. Juli 1932 folgendes:

Rechter Hand der Straße, wenige Kilometer vor Eschede, ist nun in aller Stille ein Plätzchen entstanden, das die entzückendsten landschaftlichen Reize offenbart. Unter Aufwendung erheblicher Mittel ist dort von dem Besitzer des Geländes ein Bad angelegt, das infolge seiner praktischen Einrichtung und seiner Anpassung an die Umgebung als eine Sehenswürdigkeit anzusprechen ist. Die Anlage zerfällt in mehrere Abteilungen für Schwimmer und Nichtschwimmer. Die große Teichfläche gestattet einen ausgedehnten Rudersport. Auf einer Anhöhe ist das Wirtschaftsgebäude errichtet. Vom First grüßen die charakteristischen Pferdeköpfe. Von der dem Hause vorgebauten Veranda öffnet sich ein freier Blick über die großzügige Anlage. Verschiedene Ruhebänke sind aufgestellt, von ihrem Standort aus ist die weite Flur zu übersehen. Am Hange vor der Veranda ist ein Steingarten im Entstehen begriffen. Am Wasser befinden sich die Ankleideräume. An das Hauptwasserbecken, durch Dämme getrennt, schließen sich mehrere für Badezwecke nicht freigegebene Fischteiche. […]
An passender Stelle ist auch ein Sonnenbad im Freien errichtet und endlich hat man auch für die übliche "Verlobungsbank" bereits den Platz festgelegt.
Die Neuanlage an der Straße wird demnächst sicherlich ein bevorzugtes Ziel den Wanderern und Ausflüglern werden. Alles, was die Natur zu bieten vermag, ist dort in verschwenderischer Fülle vorhanden.



Rund zwei Wochen später erschien die Eröffnungsanzeige in der Celleschen Zeitung. In den folgenden Jahren entwickelte sich das Familienbad zu einem beliebten Ausflugslokal, das bis 1945 vom Habighorster Gut aus als Familienbetrieb bewirtschaftet wurde.

Die Quarmühle war ein beliebtes Ausflugsziel und beherbergte Persönlichkeiten wie den niedersächsischen Ministerpräsidenten Hinrich Wilhelm Kopf, die bekannte Pilotin Elly Beinhorn oder den Rennfahrer Bernd Rosemeyer. Auch nach dem Krieg und unter verschiedenen Pächtern blieb die Quarmühle beliebt und gern besucht.


Heute finden sich nur noch die alten Fundamente zwischen den Bäumen
(Bild unten gleicher Standpunkt wie auf der Postkarte oben rechts)


In den 1960er Jahren wurde das Gebäude von Henning Thies, dem Erben des Rittergutes in Habighorst und damit auch der Quarmühle, aufwändig renoviert. Meta Thies, seine Ehefrau, wollte mit der Quarmühle nun selber Geld verdienen. Auf der Rückseite einer farbigen Werbepostkarte, die Tret- und Segelboote vor der Kulisse des Ausflugslokals zeigt, hieß es:

    "Landhaus Quarmühle"
    - das schöne Ziel -
    - Erstklassige Küche mit vielen Wild- und Fischspezialitäten
    - Tret- und Ruderboote
    - Reiten - Jagen - Fischen
    - Für unsere kleinen Gäste Mini-Scooter
    - Heidschnuckengehege
    - Naturlehrpfad - Wacholderhain, herrliche Wanderwege
    - Tagungsräume für Festlichkeiten aller Art
    - Spezialverkauf von Räucheraal, Bauernschinken, Katenrauchmettwurst, Heide-
      und Wabenhonig

    Landhaus Quarmühle
    Hotel und Restaurant
    Inh. M. Thies
    3101 Habighorst (Celle-Eschede)
    an der B 191
    Ruf (0 51 42) 3 28

Postkarte (vermutlich aus den frühen 1970er Jahren)
weitere Aufnahmen aus der Quarmühle

Aus dieser Zeit stammt auch folgende Aufzeichnung von Ilse Brandt (aus „Petticoat und Pferdeschwanz - Bodenteicher Tagebücher 1956-1964“):

[…] Wir beschlossen dann, eine Fahrt ins Blaue zu machen. Ich spielte während der Fahrt auf meiner Mundharmonika und wir waren eine glückliche Familie. In der Quarmühle gab es ein prachtvolles Mittagessen: Vati und Mutti hatten Rumpsteak mit Salat und ich Hühnerfrikassee mit Mohrrübengemüse, danach Eis. 4 Mark für jeden war wirklich preiswert für diese großen Portionen. […]

Dass die Quarmühle damals gern angesteuert wurde, belegt auch diese Notiz aus der „Deutsche Milchhandels- und Feinkost Zeitung“ von 1971:

[…] Die Fahrt ging weiter zur „Quarmühle", inmitten reizvoller Moor- und Heidelandschaft, wo in kleiner, aber gemütlicher Kaffeerunde ein froher Ausklang dieses Tages und der DLG- Prüfung gegeben war. […]


Noch in den 1970er Jahren lockten Boote aufs Wasser. Im Februar 1975 wurde die Quarmühle an Bernd Kleine aus Bad Lippspringe verkauft. Kurz darauf wurden aus Unachtsamkeit die Staudämme im Quarmbach zerstört, die Wehranlage kippte um und der Quarmbach konnte ungehindert durch den großen Teich fließen. Die einst große Wasserfläche war damit verschwunden und der Teich verkrautete. Die Arbeiten am Bau eines neuen Wehrs zogen sich in die Länge.

Hier fuhren früher die Tret- und Segelboote

Letzte Überbleibsel des Bootsstegs
 

1977 wurde die Quarmühle dann erneut verkauft. Neuer Eigentümer war der niederländische Hotelier Bernard Gierveld. Er hatte große Pläne:  An der Quarmühle sollte ein Freizeitpark mit Ferienwohnungen entstehen. Das Lokal verpachtete er für fünf Jahre an Roman Stempnewitz. Aus Giervelds Freizeitpark-Plänen wurde allerdings nichts, denn die Bezirksregierung Lüneburg lehnte sie ab. Stempnewitz wollte die Quarmühle1982 von Gierveld kaufen, da er viel Geld in die Renovierung gesteckt hatte. Eine Einigung über den Preis kam aber nicht zustande. Daraufhin ging Stempnewitz im Mai 1982 und nahm seine Einrichtung mit. Das Haus stand jetzt leer.
In der Nacht auf den 6. Dezember 1982 wurde die Quarmühle völlig verwüstet. Sämtliche Fenster wurden eingeschlagen, Fensterflügel herausgerissen und alles zertrümmert, was nicht niet- und nagelfest war. Schon Wochen zuvor war die Eingangstür aufgebrochen worden. Trotz einer ausgesetzten Belohnung gingen bei der Polizei keine brauchbaren Hinweise auf den oder die Täter ein. Gierveld unternahm nichts zur Wiederherstellung des einst beliebten Restaurants. Verhandlungen mit einem potenziellen Käufer scheiterten erneut am Preis.


Die Treppe, über die man einst zum See gelangte, führt heute ins Nichts

Weitere Fundamente - die Kellerräume wurden zugeschüttet



Zugeschütteter Kellerraum und Reste einer Eisentür

Wenig später kam dann das Ende. Am 28. Juli 1983 abends stand die Quarmühle in Flammen. Exakt um 22.59 Uhr wurden die Feuerwehren in Habighorst und Eschede alarmiert, die jedoch ein weitgehendes Niederbrennen des Gebäudes nicht verhindern konnten. Die Reste wurden später zusammengeschoben und abgefahren. Heute existieren nur noch ein paar Fundamente - und in den Köpfen einstiger Besucher aus nah und fern viele Erinnerungen an die schöne Quarmühle.

Den vollständigen Text zur Quarmühle auf der Internetseite der Samtgemeinde Eschede findet man hier: Die Quarmühle: quargemühlt - wohlgefühlt.

Die Natur erobert Stück für Stück der Gebäudereste zurück

Ein Pumpenhaus?

Der ehemalige Parkplatz mit dem noch erhaltenen Hinweisschild zum Wacholderhain

Quellen: wie angegeben, Fotos: eigene (Mai 2012)

Lopau - Das Geisterdorf

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Willkommen in Lopau ist man nur bei geöffneter Schranke!

Am Rande des Truppenübungsplatzes Munster-Nord befindet sich die Ortschaft Lopau, dort, wo der gleichnamige Heidebach mit zwei Quellarmen nordwestlich und östlich des Ortes entspringt. Die Lopau wurde an dieser Stelle schon vor langer Zeit mehrfach aufgestaut, was dem Ort zu einer sehr idyllischen Lage zwischen malerischen Teichen und Seen verhalf.

Emil Stender berichtet darüber in seinen „Wanderungen um Hamburg“ (erschienen 1925; Seiten 121 - 123):

Durch das Lopautal. Eigentlich sollte ich es nicht verraten, wie schön es im Lopautale ist, - aber es sei darum! Denn so erging es mir: Als ich zum erstenmal da unten war im Uelzener Lande - lange vor dem Kriege -, da gab es in Lopau, dem kleinen Orte am gleichnamigen Bache, keine Unterkunftsstätte für müde Wanderer. Nur im alten Schulhause wurden wir gastlich aufgenommen und freundlich bewirtet. Später dann, als ich wiederkam, war aus dem Schulhause eine kleine Wanderer-Herberge geworden. „Zur Bachforelle“ stand darüber. Hier blieb ich für einige Tage und lernte die Umgegend kennen; ich „entdeckte“ so manches versteckte schöne Plätzchen in den Bauernwäldern und Forsten, wurde vertraut mit Förstern und Dorfeingesessenen, saß stundenlang an Fischteichen und Wassern - und sang beim Scheiden das Lob des liebgewordenen Ortes auf allen Wegen. Und das war mein Verhängnis! Denn seitdem ist aus dem Idyll ein vielbesuchter Ausflugs- und Erholungsort geworden - ja, die alte, liebe „Bachforelle“ verschloß mir schon ein paar mal ihre sonst so gastfreundlichen Tore, alldieweil sich meine guten Freunde und Bekannten dort schon vor mir eingenistet hatten. Ihnen allen erging es wie mir: wer sich nur ein paar Tage in den waldumsäumten Wiesen des Lopautales tummeln durfte, wer an den Fischteichen die Abende beim leisen Gesäusel in Schilf und Röhricht verträumen konnte - und dann unter dem Rauschen der alten Dorfeichen zur Ruhe ging, - den zog es später immer wieder dorthin zurück.

Gasthaus "Bachforelle" in Lopau
Gast- und Pensionshaus "Bachforelle", Lopau, Lüneburger Heide

Hof gegenüber der "Bachforelle" | Foto: Max Hugo Weigold, 1926
[Link zum Original]
Der Toepffersche Hof auf einer alten Ansichtskarte,
von Emil Stender einst als „Märchenschloss“ bezeichnet

[...] Auf schmalen Waldwegen geht es dann weiter dem im Tale liegenden Dorfe Lopau zu. Plötzlich steht ihr vor einem Märchenschlosse. Jawohl - schaut nur hinüber durch das Parkgitter, ob es nicht so ist! Ein malerischer Bau mit Zinnen und Erkern, Altanen und dichtverwachsenen Fenstern und Mauern, überall dabei eine Fülle der herrlichsten Blumen und Blattgewächse auf Treppen und ringsum, - so liegt es vor uns, wie hervorgezaubert aus der tiefen Einsamkeit der durchwanderten Gegend. Es war vor Jahren der Sommersitz eines früheren Magdeburger Großkaufmannes. „Wat ut Aewermann sien Schün all'ns worden is“ - so belehrt uns ein Bild im Hause, und wir erfahren, daß hier ein alter Bauernhof durch die Kunst eines Architekten in dieses prächtige Gebäude umgewandelt wurde. Dem früheren Besitzer gehörten bis zu seinem Ableben die meisten der vielen Fischteiche mit ihren Nebenanlagen, die wir nun weiter sehen werden. Auf weitverzweigten, reizenden Fußpfaden und Waldgängen dürfen wir uns in seinem Besitztum ergehen. Denn das muß gleich zum Lobe dieses Mannes gesagt werden: er sperrte seine Wege nicht ab für Fremde, die des Weges kommen und auch einmal von den intimen Schönheiten einer prächtigen Landschaft kosten möchten - im Gegensatz zu den meisten Reichen, vor deren Besitz uns Stacheldraht und drohende Verbote draußen stehen lassen.

Einer der Teiche bei Lopau in früheren Zeiten...

...und heute, im Oktober 2013
 

Stundenlang können wir auf versteckten Waldwegen und kleinen Fußpfaden die Umgegend von Lopau durchstreifen, und immer werden uns neue Bilder und prachtvolle Ausblicke überraschen. An geeigneten Stellen sind Ruhebänke aufgestellt; ein hoher Aussichtsturm auf vorspringendem Heideabhang am Laufe der Lopau ist auch da; von seiner Rampe aus genießen wir in aller Ruhe den Rundblick über das Lopautal und die umgrenzenden Waldgebiete. Ein Abstecher nach dem nahegelegenen Quellgebiet der Lopau führt uns in eine Wildnis von Wasser, Sumpf und Heidelandschaft, wie sie wohl urwüchsiger kaum zu finden ist. Dazu überall großer Wildreichtum, vom Wassergeflügel aller Art bis zum stolzen Edelherrn unserer Wälder - dem geweihten Hirsch. Hermann Löns hat auf Einladung des früheren Besitzers des Lopauer Hofes dessen weite Jagdreviere waidmännisch eingerichtet; überall sind in den Gehölzen Futterwiesen angelegt und an passenden Stellen Futterraufen aufgestellt. Bei einer Streife durch diese weiten Gebiete finden wir also überall viel Sehenswertes und Interessantes außer der natürlichen Schönheit der Gegend, daß erst ein mehrtägiger Aufenthalt alle Reize des herrlichen Lopautales dem naturfreudigen Wanderer erschließen dürfte! Seine Abgeschiedenheit aber von der großen Heerstraße sichert diesem Gebiet hoffentlich auch noch recht lange seine einzigartige Schönheit!

Karte: Preußische Landesaufnahme

Der Ortsplan mit den heute noch erhaltenen Gebäuden

Abgeschieden und einzigartig ist Lopau auch heute, allerdings nicht in dem Sinne, wie es der Autor der vorangegangenen Zeilen sich wünschte. Denn Lopau ist seit den frühen 1980er Jahren ein für die Öffentlichkeit weitgehend gesperrter, verlassener Ort, dem die Nähe zum Truppenübungsplatz Munster-Nord zum Verhängnis wurde.

Was geschehen ist, kann z. B. auf verschiedenen Info-Tafeln im Ort nachgelesen werden: Zunächst profitierte man vom Militär, das seit der Gründung des Truppenübungsplatzes 1893 neben der bestehenden Forstverwaltung ein weiterer wichtiger Arbeitgeber für viele Lopauer wurde. So stieg die Zahl der Einwohner bis zum Zweiten Weltkrieg auf ca. 90 an, und erreichte nach dem Krieg durch Vertriebene und Flüchtlinge mit 276 ihren Höhepunkt. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Lopau 13 Häuser.

Zwei Ansichtskarten aus besseren Tagen - abgebildet ist jeweils das Toepffersche Gut

Blick auf das Toepffersche Gut, wahrscheinlich 1920er Jahre

Die folgenden Aufnahmen aus einem privaten Fotoalbum sind anlässlich eines Jugend-Pfingstlagers der Reichsfliegerscharen am 9. Juni 1935 in Lopau entstanden (bei ebay entdeckt - leider konnte ich die Originalfotos nicht ersteigern, daher sind hier nur die Bildschirmfotos in geringer Qualität aus der Autktion zu sehen):






Ab 1968 begann man auf dem Truppenübungsplatz mit dem Bau der Schießbahn 7. Nun lag Lopau in deren Gefahren- bzw. Sicherheitsbereich. Für die Einwohner bedeutete dies, dass sie umgesiedelt werden sollten. Alle Proteste nutzten letztlich nichts, es dauerte jedoch noch bis 1983, ehe auch die letzten beiden Bewohner den Ort verlassen mussten.

Einige der Gebäude verfielen nach dem Wegzug der ehemaligen Bewohner und wurden abgetragen. Andere jedoch haben die Zeiten überdauert und stehen noch heute dort, wo sie einst errichtet wurden. Zum Teil ist dies der Bundeswehr und anderen Institutionen zu verdanken, die u. a. den schönen Roth-Hof, den Dehnings-Hof oder auch das Schulgebäude immer noch bzw. wieder nutzen, und somit vor dem Verfall bewahren. Wieder andere Häuser stehen jedoch seit Jahrzehnten leer. Die Fenster und Türen sind verbrettert, damit verhindert wird, dass weder Wind und Wetter noch Vandalen größeren Schaden anrichten können. Es ist ein eigenartiges Gefühl, wenn man sich heute durch den Ort bewegt. Die Straßen sind zwar intakt - es gibt sogar Laternen - doch der Anblick der verrammelten Häuser und der sich allmählich ausbreitenden wilden Vegetation sorgt für eine merkwürdige Stimmung, die durch die Stille noch verstärkt wird...


(von der Infotafel abfotografiert)

Die „Dorfstraße“ im Oktober 2013

Der Roth-Hof heute

Für die Informationen zu den folgenden beiden Bildern bedanke ich mich herzlich bei Hermann Aevermann. Er berichtete mir, dass die beiden folgenden Bilder das Verwaltungsgebäude auf Gut Westerhorn zeigen (was aus den Informationen auf der Infotafel leider nicht hervorgeht). Dieses Gut wurde von Toepffer um 1900 südlich von Lopau angelegt, um von hier aus seine Entwicklungen auf dem Gebiet der Landwirtschaft zu erproben. Die einsame Lage „mitten im Nichts“ ließ den Bauherrn zu bis dato recht ungewöhnlichen Mitteln greifen: die Gebäude wurden zu einem großen Teil aus Stahlbeton gebaut und nicht, wie sonst zu der Zeit üblich, in Ziegelbauweise. Für die Heranschaffung der Baumaterialien ließ Toepffer sogar eigens eine Feldbahnstrecke vom Bahnhof Brockhöfe nach Westerhorn verlegen. Die Bauten wurden von der Firma Benhöfer aus Hanstedt bei Ebstorf ausgeführt.


Gutshaus Westerhorn, erbaut von Toepffer um 1900
(abfotografiert von der Infotafel)

Aktuelles Luftbild von Westerhorn - zu sehen sind zwei Gebäuderuinen
Hier eine der Gebäuderuinen auf einem Foto von W. Dede
(Link zum Originalfoto)

Einen ausführlichen Bericht über Westerhorn gibt es hier: Westerhorn, das Toepffersche Gut.

Bevor ich noch weiter auf die Geschichte des Ortes und einige seiner bekanntesten Einwohner eingehe, hier zunächst ein paar Eindrücke von unserer Entdeckungsreise durch das heutige Lopau:

Eines der verlassenen Häuser in der Nähe des Schulgebäudes
 

Ein anderes Haus an der selben Straße



Und nun, wie angekündigt, hier noch ein Blick in die interessante Geschichte Lopaus. Für die geschichtlichen Fakten sind u. a. die Informationstafeln hilfreich, die an verschiedenen Stellen im Ort aufgestellt sind:

Erstmalig urkundlich erwähnt wurde Lopau im Jahre 1293. Seit 1568 bestand es aus drei Hofstellen. Die Bauern brachten es zu bescheidenem Wohlstand, bis der Ort während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) von schwedischen Truppen geplündert und ein Großteil der Felder verwüstet wurde. Von dieser Not erholten sich die Lopauer Bauern erst Anfang des 18. Jahrhunderts, als der Kartoffelanbau eingeführt wurde, was zu einer Stabilisierung der Ernährungslage beitrug. Doch schon der nächste Krieg, der Siebenjährige Krieg (1756-1763), brachte erneut Zerstörung, Hunger und Seuchen nach Lopau. Auch davon erholte man sich allmählich wieder. Maßgeblich für den erneuten wirtschaftlichen Aufschwung war die Saline Lüneburg, für die nun Holz geschlagen und transportiert werden konnte.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden zwei der drei Lopauer Höfe an den Staat verkauft, den dritten (Aevermannschen Hof mit 625 Hektar Land) erwarb 1895 der Magdeburger Industrielle Richard Toepffer (1840-1919). Wie wohl kein anderer vor ihm und auch nach ihm hat Toepffer Lopau und seine Umgebung geprägt. Toepffer war ein erfolgreicher Dampfpflug-Fabrikant, dessen Anliegen es war, die Leistungsfähigkeit von Dampfpflügen für die Vorbereitung verarmter Böden zur Aufforstung oder Ackerwirtschaft zu demonstrieren. In bzw. um Lopau fand er dazu ideale Bedingungen: er machte mit seinen „Fowlerschen Dampfpflügen“ das karge Heideland urbar und forstete Teile seines Besitzes auf. Sogar Hermann Löns, der berühmte Heidedichter, erwähnt Lopau in seinem Buch „Haidbilder“, und berichtet über die Kultivierung der großen Heideflächen folgendes:

„Wenn man von Lopau, das da hinten in der Haide zwischen Ülzen und Munster liegt, den Hützeler Weg entlang geht [...] Bevor der Dampfpflug hier das Land um und um wühlte und den Boden für die Fuhren zurecht machte [...] war da alles kahle Schnuckenheide [...]“

Davon zeugt noch heute die Landschaft rund um den sogenannten „Töpferturm“, ein Aussichtsturm, der ursprünglich dreistöckig war und als Herrengästehaus diente. Man konnte von dort einst über die frisch aufgeforsteten Flächen bis nach Munster blicken, und immernoch sind die rund vier Meter breiten Bodenwellen als Relikte dieser Arbeiten zu erkennen. Mitte der 1970er Jahre wurde der heutige neue Turm errichtet, der Wanderern als Rastplatz dient.

Das "Froschmaul" im Jahr 1926 | Foto: Max Hugo Weigold
[Link zum Original]


An dem Wanderweg befindet sich auch das sogenannte „Froschmaul“, ein gewaltiger Findling, der angeblich durch den „Fowlerschen Dampfpflug“ gespalten worden sein soll.


Die Alte Forstwartei auf dem ehemaligen Toepfferschen Gut
Die ehemalige Waschküche


Toepffer trug auf seinem Gut das alte Bauernhaus wegen Baufälligkeit ab, ließ eine Scheune zu seinem neuen Wohnhaus umbauen und gestaltete das Areal insgesamt zu einem repräsentativen Landsitz. Er sanierte die übrigen Gebäude auf dem Hof und errichtete weitere, in denen er auch die zahlreichen Arbeitskräfte unterbrachte, die er für seine Arbeiten benötigte. Außerdem legte er in und um Lopau herum mehrere Fischteiche an und war wohl Initiator für den Neubau der Schule. Nach Toepffers Tod wurden seine Besitzungen 1922 an den Staat verkauft. 1942 erhielt der damalige Gauleiter von Ost-Hannover und Reichsverteidigungskommissar Otto Telschow den Toepfferschen Hof und 40 ha Land als Treuegeschenk. Telschow ließ in unmittelbarer Nähe einen Betonbunker errichten, dessen Reste noch bis heute unter einem Erdhügel erhalten sind.
Von den damals umgebauten und neu errichteten Gebäuden sind heute jedoch nur noch das (nach dem letzten Besitzer benannte) „Haus Schilling“, das zu Toepffers Zeiten der Aufseherfamilie als Wohnung diente, sowie die „Alte Forstwartei“ (in der früher die Waldarbeiter lebten), und eine ehemalige Waschküche erhalten. Das einst so stolze und prächtige Haupthaus Toepffers ließ die Bundeswehr 1978 abreissen.

(von der Infotafel abfotografiert)
Ein paar Überreste der Umzäunung sind noch erhalten
Zwischen diesen Bäumen fuhr man einst direkt auf das prächtige Wohnhaus zu,
heute ist davon nichts mehr zu sehen
Hier stand bis 1978 das Toepffersche Wohnhaus

Neben einigen Wohnhäusern ist bis heute aber auch das um 1900 errichtete neue Schulgebäude erhalten. Aufgrund seines Baustils, der den Häusern auf dem Toepfferschen Gut ähnelt, wird angenommen, dass Toepffer der Initiator für diesen Schulneubau war. Bereits 1963 wurde die Schule geschlossen.

Die Schule in Lopau auf einer Postkarte aus den 30er Jahren
(von der Infotafel abfotografiert)
Die Lopauer Schule

„Bitte drehen“ - doch seit 1963 öffnet sich diese Tür leider nicht mehr
Diensttelefon der Bundeswehr - besser nicht benutzen!
Durch diese Tür stürmten die Schüler damals wohl auf den Pausenhof
Die Rückansicht des Schulgebäudes
Ein Schuppen gegenüber der Schule
Ein faszinierender Blick vom Schulgelände in die angrenzende Natur


Der ehemalige „Lopau-Hof“, dem der Ort wohl seinen Namen zu verdanken hat, existiert ebenfalls noch. Hier war der Familienname Lopau noch bis 1790 nachweisbar. 1883 ging der Hof an den Hannoverschen Provinzialfiskus und 1935 schließlich an das Deutsche Reich über. Bis zur Räumung Lopaus diente der Hof dem Bundesforstamt Raubkammer als „Revierförsterei Fangbeutel“. Heute ist er im Bundeseigentum und wird von der Stadt Munster mitbenutzt.

Die ehemalige Försterei Fangbeutel


Ein wenig abseits im Wald liegt noch heute die ehemalige Försterei Herzberge. Die vier Gebäude sind noch recht gut erhalten und werden oder wurden zumindest bis vor kurzen noch genutzt. Hier ein paar Eindrücke:

Ehemalige Försterei Herzberge
 








 






Hier gibt es noch einen interessanten Film über Lpopau von der LANDESZEITUNG für die Lüneburger Heide zu sehen: Lostplaces - Das Geisterdorf Lopau


Quellen (in Auszügen):  Wikipedia;  geschichtsspuren.de; savmunster.de; Buch „Raus ins Grüne!: die schönsten Wald-Wanderungen in Niedersachsen“ (Schlütersche Verlagsgesellschaft 2006); Fotos: eigene; alles andere wie angegeben.

Minigolf

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Diese Celler Minigolfanlage wurde Mitte der 1960er Jahre gebaut. Bis Anfang der 80er Jahre wurde sie regelmäßig genutzt, seitdem ist sie mehr und mehr in Vergessenheit geraten und fristet nun ein recht trostloses Dasein.

In einem Artikel der Celleschen Zeitung vom 26. Oktober 2013 erfährt man ein paar Fakten über diese Anlage. Sie wurde 1962 zunächst an einem anderen Ort, dem „Terrassencafé“, aufgebaut. Bereits 1965 wurde sie dort wieder abgebaut und an den heutigen Standort, neben der „Lönsklause“, verlegt. Dort wurde sie von 12 auf 18 Bahnen erweitert und bis 1982/83 vom „1. Bahnen-Golfclub Celle“ genutzt. Weil die Bahnen unter den Bäumen aber sehr schlecht zu pflegen waren, haben sich die Golfer schließlich einen anderen Standort für eine neue Anlage gesucht. Seitdem wird die alte Anlage an der Lönsklause nur noch sporadisch genutzt.








 


















Die Cellesche Zeitung berichtet in einem Artikel vom 30. April 2014 von den Anfängen dieser Anlage und bringt auch ein schönes Foto, das diese Bahnen an ihrem ursprünglichen Aufbauort zeigt:

Artikel aus der Celleschen Zeitung vom 30. April 2014


Fotos: eigene, Oktober 2013

Die Alte Schäferei in Celle

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Früher, in den späten 70er und Anfang der 80er Jahre, gehörte er in unserer Familie zum Sonntag wie der Tannenbaum zu Weihnachten: der Sonntagsspaziergang. Als Kind fand ich diese sonntäglichen Fußmärsche in der Regel wenig spannend, und meist auch ziemlich anstrengend. Dennoch ist mir eines der vielen Ausflugsziele bis heute im Gedächtnis geblieben - die Alte Schäferei bei Celle. Auch in späteren Jahren hat es mich dort immer wieder hingezogen. Und nun ist es an der Zeit, etwas über die Geschichte dieses Ortes festzuhalten.

Noch immer stößt man heute mitten im „Neustädter Holz“ auf eine große freie Fläche und einige mächtige, uralte Eichen; Huteichen sind es, 22 an der Zahl und allesamt denkmalgeschützt. Gebäude bzw. Gebäudereste sind allerdings nicht mehr vorhanden, so dass man sich heute nur noch schwer vorstellen kann, wie es hier früher wohl einmal ausgesehen haben mag. So bemühen wir also zwei alte Ansichtskarten, die die Schäferei um das Jahr 1908 herum zeigen:

Postkarte um 1908

Die Geschichte der Schäferei beginnt jedoch schon sehr viel früher, ein genaues Datum ist allerdings nicht bekannt. In dem Buch „Geschichten und Ereignisse um die Celler Neustadt; Stadtteilchronik von 1566-2005“ wird sehr ausführlich über die Entstehung der Schäferei berichtet. Darin findet sich auch folgende Beschreibung Ernst Spangenbergs aus dem Jahre 1826 mit dem Titel „Commune der Neustadt“:

„Am Ende der Neustadt führt eine Brücke über die Fuhse. Jenseits derselben befindet sich das herrschaftliche Forsthaus, so wie auf der anderen Seite nordwärts ein vormaliger herzoglicher Lustort, jetzt ein Landwesen, die Schäferey genannt; Herzog Christian Ludwig hatte sie angelegt, und starb daselbst 1665. Jetzt ist sie Privateigenthum.“

Spangenberg geht also davon aus, dass der Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Christian Ludwig, die Schäferei angelegt hat. Ein anderer Chronist, Urban Friedrich Christoph Manecke, rechnet die Anlage jedoch dem Onkel des Herzogs zu, der von 1611 bis 1633 als Fürst in Celle regierte. Ein noch früheres Datum, nämlich 1598, favorisierten zwei weitere Chronisten: Clemens Cassel und Georg Breling. Damit wäre Herzog Ernst II. derjenige gewesen, der die Schäferei anlegte.
Unbestritten ist aber wohl, dass Herzog Christian Ludwig in der Einsamkeit des Waldes ein Land- bzw. Lusthaus errichten ließ. Über den Herzog ist bekannt, dass er an einer Lungenkrankheit litt und sich von der frischen Waldluft Linderung seines Leidens erhoffte. In guten Tagen soll er so manch ein Trinkgelage auf der Schäferei abgehalten haben. Der Jagd war der Herzog ebenfalls zugetan, hier wurde mit dem Falken auf Fischreiher gejagt (wovon übrigens noch heute der Reiherpfahl bei Altenhagen zeugt, den er 1660, nach dem Abschuss seines ersten Reihers, aufstellen ließ).

Die „Beiträge zur Heimatkunde von Celle und Umgebung“ aus dem Jahre 1912 geben weiter Auskunft zur Schäferei. So wird darin vermutet, dass die „herrlichen Eichengruppen bei der Schäferei“ wohl zu Christian Ludwigs Zeiten entstanden sind. Und es ist von einem vermutlich damals geschaffenen Park die Rede, der das Lusthaus umgab, und dessen Spuren man noch im Gehölz erkennen kann. Wenn dem so ist, dann müsste die Eiche auf dem folgenden Foto bereits rund 400 Jahre alt sein:

Eine der mächtigen Eichen an der Alten Schäferei

Herzog Christian Ludwig starb am Abend des 15. März 1665 in der Schäferei.

In der Folgezeit wurde die Schäferei von den Mächtigen  gern und oft genutzt, so war z.B. im Jahre 1698 der König von England zu Gast bei Herzog Georg Wilhelm, und beide machten sich von hier auf zur Saujagd im Wietzenbruch. Bis zum Tode Georg Wilhelms am 28. August 1705 waren zahlreiche Gebäude bei der Schäferei entstanden: ein „Ablagerhaus“ (welches als Gästehaus genutzt wurde), ein Wohnhaus, ein Backhaus, ein Viehstall und ein Schafstall.
Nach Georg Wilhems Tod wurde es ruhig um die Schäferei, bis - so erzählt man sich - die britisch-hannoversche Prinzessin Caroline Mathilde darauf aufmerksam wurde. Die „Beiträge zur Heimatkunde von Celle und Umgebung“ geben dazu folgenden Hinweis:

„Die Königin Karoline Mathilde verbrachte manchen Tag auf der Schäferei und erfreute sich besonders des schönen Blickes vom Allerufer auf die Stadt. Die Waldpartie östlich der Schäferei heißt noch heute „Karoline-Mathilden-Busch“. Ihr Lieblingssitz, die „Karolinen-Mathilden-Laube“, aus mächtig ausgewachsenen Linden bestehend, ist in diesem Jahre (1912) vom Verschönerungsverein wieder kenntlich gemacht worden.“

Das Gelände der Alten Schäferei heute
(Quelle: bing.com - maps)

Danach gelangte die Schäferei in den Besitz des Präsidenten des Oberappellationsgerichts Ernst August von Schlepegrell. Da er schon 1781 verstarb, fiel die Schäferei unter die Obhut der Burgvogtei Celle. In den folgenden Jahren wurde dort Holz, Vieh und landwirtschaftliches Gerät öffentlich meistbietend verkauft. 1835 ging das Anwesen schließlich an die Königliche Domänenkammer. Ein Teil des Grundstücks wurde 1836 dem „Komitee des Vereins der Trainieranstalt“ (Verein für Pferdetrainierung) zur Pacht überlassen. Von 1859 bis 1863 fanden auf diesem Gelände sogar Pferderennen statt. 1869 lief der Pachtvertrag aus.

1872 wurden die Dächer einiger Gebäude auf dem Schäfereihof erneuert. Ein weiteres markantes Datum in der Geschichte der Schäferei ist der 8. Juli 1903, als nämlich das vermeintliche Sterbehaus Herzogs Christian Ludwigs niederbrennt. In dem Haus wohnte bis dahin die Familie des königlichen Försters Engelken und eine Familie Müller, die dort eine Kaffeewirtschaft betrieb. In der „Celleschen Zeitung“ vom 9. Juli 1903 findet sich folgender Artikel über den Brand:

„(Feuer.) Gestern Nachmittag gegen 2 Uhr brach plötzlich in dem Forsthause „Schäferei“ Feuer aus, durch welches das ganze Haus bis auf den Grund eingeäschert wurde. Das alte, wie es heißt im jahre 1519 erbaute Gebäude ist Eigentum des Forstfiskus, es wurde bewohnt von dem königlichen Förster Engelken und einer Familie Müller, die dortselbst eine Kaffeewirtschaft betrieb. Gegen 2 1/2 Uhr bemerkten die Bewohner das Feuer, als bereits der Dachstuhl brannte, sofort wurde Lärm geschlagen und bald erschienen auch Leute aus Boye und aus dem Gehölz, die sich tapfer an den Löscharbeiten beteiligten. Das gesamte Mobiliar, das nur teilweise versichert war, konnte gerettet werden. Wodurch das Feuer entstanden, ist unbekannt; die Annahme, daß ein Blitzstrahl das Haus entzündet habe, trifft wohl nicht zu, da die Bewohner davon nichts gemerkt haben.“

Postkarte um 1908
(Quelle: Buch „Celle - Alte Bilder erzählen“)

Das Wohnhaus wurde nicht wieder aufgebaut. Aus den bereits mehrfach zitierten „Beiträgen zur Heimatkunde von Celle und Umgebung“ (1912) erfährt man: „In einem Nebengebäude wohnt jetzt ein Forst-Vorarbeiter, der auch eine kleine Schenkwirtschaft dort betreibt.“

Gäste wurden in der Schäferei auch in den folgenden Jahren bewirtet. Ein Artikel aus der „Celleschen Zeitung“ vom 6. April 2013 befasst sich mit der Zeit ab ca. 1930. Darin erfährt man, dass die Gastwirtschaft besonders in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Betreiberfamilie Katzwedel florierte. Aus gesundheitlichen Gründen mussten Katzwedels die Schäferei 1962 abgeben. Ihr Oberkellner August Rehn übernahm die Schäferei und führte sie noch bis 1974 fort. Dann fand sich jedoch kein Nachfolger mehr, so dass das Gebäude leerstand. Nachdem Vandalen das Haus ruiniert hatten wurde es schließlich 1975 abgerissen.

Postkarte aus den 1960er Jahren


Artikel aus der Celleschen Zeitung vom 6. April 2013

Heute bleiben von der Schäferei nur noch die Erinnerungen - und die alten mächtigen Eichen auf dem Gelände zeugen von einer langen, aber längst vergangenen Geschichte...


Mächtige Bäume säumen den großen freien Platz
Irgendwo dort hinter den Bäumen stand einst die Schäferei

Diese alte Tasse hat wohl jemand auf dem Gelände gefunden und an
den Baum gebunden. Ob sie wohl ein letzter stummer Zeuge der
Gastwirtschaft an der Alten Schäferei ist?

Quellen: Buch „Geschichten und Ereignisse um die Celler Neustadt; Stadtteilchronik von 1566-2005“ sowie Artikel der Celleschen Zeitung vom 6. April 2013 (Seite 19).
Fotos: eigene, bzw. gekennzeichnet

Update: Alte Holzvilla in Tangerhütte brennt ab!

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In meinem Beitrag über den Krupp'schen Schießplatz in Tangerhütte spielte auch diese schöne Villa in Holzbauweise eine Rolle, die auf dem Gelände des ehemaligen Schießplatzes steht. Wie ich nun erfahren habe, ist die Villa am 12. August 2013 abgebrannt, nachdem zwei Jugendliche darin mit Feuer hantiert hatten.

Die alte Villa steht in Flammen
(Link zum Originalfoto)
Die traurigen Überreste der Villa nach dem Brand
(Link zum Originalfoto)

Bei Interesse hier der Link zum Bericht über den Brand aus der Magdeburger Volksstimme.


Die Villa im Juli 2012

Und hier der Link zu meinem Bericht über die Villa bzw. über den ehemaligen Schießplatz.

Der Schießplatz im Neustädter Holz

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Vor über 120 Jahren wurde im Neustädter Holz ein neuer Schießplatz für die Celler Garnison eröffnet - an einem Dienstag, dem 10. April 1888. Heute ist von diesem Schießplatz allerdings kaum noch etwas erhalten, und nur wer alte Karten studiert oder in der Literatur nachforscht, findet überhaupt Hinweise darauf.


Schießübungen im Jahre 1893, Quelle: wikipedia
(Link zum Originalfoto)

Das Gelände auf dem der Schießplatz angelegt wurde, wird heute von der sogenannten Tangente (Wilhelm-Heinichen-Ring) durchtrennt. Sie verläuft in etwa dort wo einst das Pulvermagazin (Pulverhaus) stand. Allerdings soll noch heute eines der Gebäude dieses ehemaligen Pulvermagazins stehen. Und wenn man alte Karten mit heutigen Karten und aktuellen Luftbildern vergleicht fällt auf, dass die Gastwirtschaft „Lönsklause“ genau an dieser Stelle steht. Es ist also zu vermuten, dass die „Lönsklause“ tatsächlich das letzte bis heute erhalten gebliebene Gebäude aus der Zeit des Schießplatzes ist - was allerdings noch mit handfesten Fakten zu untermauern ist.


Der Schießplatz auf einer Karte von 1931,
gut sind die einzelnen Schießbahnen zu erkennen

Aktuelles Luftbild, Quelle: bing.com maps

Der große Bereich westlich der Tangente wurde schon vor längerer Zeit von den (die Schießbahnen begrenzenden) Erdwällen und Baumbeständen befreit und wird heute als Spülfeld genutzt. Dort lagert der für Hochwasserschutzmaßnahmen aus der Aller gebaggerte Sand und Schlamm. Dieser Teil des ehemaligen Schießplatzes ist eingezäunt und darf nicht betreten werden. Der große Kugelfang am südwestlichen Rand des Schießplatzes ist jedoch frei zugänglich. Hier ragen noch heute imposante Betonreste aus der Erde, die man sich unbedingt einmal ansehen sollte. Über deren einstige Funktion lassen sich allerdings nur Vermutungen anstellen. Hier einige Aufnahmen von diesen Betonresten aus dem Jahr 2011:

Betonreste auf dem ehemaligen großen Kugelfang
 




Abschließend möchte ich noch einen sehr interessanten und ausführlichen Bericht über den Schießplatz empfehlen, auf den ich im Zuge meiner Recherche gestoßen bin, und auf dessen Informationen dieser Artikel zu großen Teilen aufbaut. Auf www.damals-in-celle.de (diese Internetseite wird zurzeit überarbeitet) finden sich neben allerlei Zahlen, Daten und Fakten zum Schießplatz auch noch sehr interessante Fotodokumente aus den 1920er und 1930er Jahren.

Ehemalige Müllhalde in Hambühren

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In den 1950er und 1960er Jahren nahm man es noch nicht so genau mit der Müllentsorgung wie heutzutage. In Hambühren diente eine Geländemulde lange Jahre als wilde Müllkippe, auf der so mancherlei Dinge entsorgt wurden. Unter den alt eingesessenen Hambührenern nannte man die Müllhalde scherzhaft „Karstadt“. Wer irgendetwas ganz spezielles benötigte ging „erstmal zu Karstadt“ und wurde dort unter Umständen schon fündig - so erzählt man sich zumindest...

Heute ist von der alten Müllhalde so gut wie nichts mehr zu sehen, und nur die wenigsten Einwohner wissen überhaupt noch davon. Schaut man etwas genauer hin, so finden sich aber doch noch ein paar Gegenstände, die den vielen Jahren und Jahrzehnten getrotzt haben und noch nicht vollständig verrottet sind.

Hier ein paar Impressionen:








 Lage der ehemaligen Müllhalde:

Luftbild: bing.com maps

Weitere Fotos zur ehemaligen Müllhalde gibt es hier: Ehemalige Müllhalde in Hambühren.


Fotos: eigene, Dezember 2013

Waldgaststätte und Hotel Tanneneck in Fuhrberg

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Die Waldgaststätte „Tanneneck“ bei Fuhrberg ist schon lange geschlossen. Heute macht das große ungenutzte Gebäude einen ziemlich verwahrlosten Eindruck, und es ist wohl nur der Umzäunung zu verdanken, dass sich hier bislang noch keine Vandalen ausgetobt haben.

Die ehemalige Waldgaststätte Tanneneck heute, im Februar 2014

Die alte Ansichtskarte zeugt von besseren Zeiten

Das mittlere Bild aus der oberen Postkarte


Einst war die Waldgaststätte ein beliebtes Ausflugsziel, und mit der Lage unweit der Autobahnauffahrt kehrten hier auch viele Durchreisende ein. Beim Recherchieren fand sich sogar ein Eintrag im Michelin-Führer Deutschland von 1978:

Eintrag im Michelin-Führer Deutschland (1978)

Im Inneren der Gaststätte war viel Platz, und auch im Außenbereich konnte man es sich offensichtlich gemütlich machen. Wie man auf der neueren Postkarte sehen kann, wurde das Haus irgendwann mit einem Anbau erweitert. Dort und in den angrenzenden Nebengebäuden waren anscheinend die Fremdenzimmer untergebracht.

Ansichtskarte
Das verwaiste Hotel-Restaurant im Februar 2014
Rechts im Vordergrund der später hinzugefügte Anbau
Gerade dieser neuere Gebäudeteil macht heute einen sehr verwahrlosten Eindruck
Spuren des Verfalls an einem anderen Nebengebäude
Blick von der Straße aus
An der Straße stehen noch heute die Überreste eines Reklameschildes
Ob hier wohl einst das „Tanneneck“ leuchtete?

Leider konnte ich nur sehr wenige Informationen über das Tanneneck finden. Sollte jemand weitere Informationen oder sogar Bilder, Prospekte oder Postkarten zu diesem Haus haben, würde ich mich sehr über Hinweise dazu freuen.


Fotos: eigene (Februar 2014)

Jüdischer Friedhof in Celle

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Seit über 320 Jahren, genauer seit dem Jahre 1692, gibt es diesen jüdischen Friedhof in Celle.

Die Pforte zum Jüdischen Friedhof ist leider fast immer verschlossen

Obwohl es diesen Friedhof mit seinen 288 Grabstellen schon so lange gibt, dürfte er nur den wenigsten Cellern bekannt sein. Er liegt sehr versteckt auf einer Art Insel zwischen der „Hügelstraße“ und der Straße „Am Berge“ im Hehlentorgebiet, eingerahmt von Häusern auf der einen und umgeben von einer alten verwitterten Backsteinmauer auf der anderen Seite.

Leider ist dieser Friedhof nur an wenigen Tagen im Jahr geöffnet und somit nicht frei zugänglich. Wie man aus einem Bericht der Celleschen Zeitung vom 24. Januar 2014 erfährt, hat der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen (dem das Grundstück gehört) nicht die finanziellen Mittel, um an dieser Situation etwas zu ändern. Daher bekommt man nur auf Nachfrage bei der Celler Tourist-Info oder beim Stadtarchiv Zugang zum Friedhofsgelände.


Blick auf den Jüdischen Friedhof aus der Vogelperspektive
Blick über die Friedhofsmauer

Am Ende des siebzehnten Jahrhunderts gab es in Celle fünf Schutzjuden, denen dieses Gelände - rund zwei Kilometer von der Synagoge in der Blumlage entfernt - zur Bestattung ihrer Familien zugewiesen worden war. Da die Gräber auf diesem Friedhof schon in den ersten Jahren nach der Gründung immer wieder verwüstet wurden, errichtete man zunächst die Mauer aus Ziegelsteinen; im Jahre 1741 wurde zusätzlich noch ein kleines Wächterhaus gebaut. Der bekannte Celler Bauhaus-Architekt Otto Haesler entwarf schließlich eine Friedhofshalle, die 1911 errichtet wurde.

Die 1911 erbaute Friedhofshalle
Quelle: Celle im Nationalsozialismus
(Link zum Originalfoto)

In der sogenannten Reichsprogromnacht, also in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, wurde wie die meisten anderen jüdischen Einrichtungen in ganz Deutschland auch in Celle die Friedhofshalle des jüdischen Friedhofs verwüstet.

Nach dem Krieg gründete sich die jüdische Gemeinde in Celle neu, und noch bis 1953 fanden auf dem Friedhof Bestattungen statt. Erst viel später, im Jahre 1974, wurde die Friedhofshalle zusammen mit dem Wächterhaus von der Stadt Celle abgerissen, da man die Gebäude als nicht schützenswert einstufte.
In der Folgezeit kam es immer wieder zu Schändungen auf dem Friedhof, bei denen Grabsteine umgestürzt und mit Hakenkreuzen beschmiert wurden.












Bis heute hat sich leider niemand gefunden, der sich um diesen alten Friedhof kümmern möchte. Von Seiten des Stadtarchivs wurde versucht einen Freundeskreis ins Leben zu rufen, und auch das Angebot an Schulklassen sich um den Friedhof zu kümmern blieb ohne Erfolg. Bleibt zu hoffen, dass sich vielleicht doch noch jemand findet, der Verantwortung für dieses Stück Geschichte übernimmt - und dass der Friedhof in Zukunft wenigstens von weiteren Schmierereien und Verwüstungen verschont bleibt.




Am 31. Juli 2015 erschien folgender Artikel über den Jüdischen Friedhof in der Celleschen Zeitung:

Bericht aus der Celleschen Zeitung vom 31. Juli 2015

Eine Fotogalerie mit über 30 aktuelleren Aufnahmen aus dem Mai 2015 gibt es hier: Der Jüdische Friedhof Celle.

Link zur Fotogalerie


Fotos: eigene (Februar 2014); Quellen: Bericht der Celleschen Zeitung vom 24. Januar 2014 „Friedhof im Dornröschenschlaf: Jüdisches Gräberfeld im Celler Hehlentorgebiet“ und vom 31. Juli 2015 „Ort der Ewigkeit voller Geschichten“; Internetseite www.celle-im-nationalsozialismus.de; Buch „100 besondere Orte in Celle“ von C. Bellersen Quirini (Seite30).

Gesprengter Beobachtungsbunker

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Diese Überreste eines von den Briten gesprengten Beobachtungsbunkers findet man in der Misselhorner Heide bei Queloh. Hier hatte die Luftwaffe einen Bombenabwurfplatz, zu dem auch der Bunker gehörte...


















Fotos: eigene (2. März 2013); Quelle Text: geocaching.com (GC33H8W)

Das Anna-Forcke-Stift in Barsinghausen

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Stolz steht es auch über 100 Jahre nach seiner Grundsteinlegung auf einer leichten Anhöhe am Ortsrand von Barsinghausen: das Anna-Forcke-Stift. Erbaut wurde es um die Jahrhundertwende (das Buch „Pflegen und Heilen in Göttingen“ von Traudel Weber-Reich nennt 1908 als Eröffnungsjahr).

Das Anna-Forcke-Stift in Barsinghausen um 1910

Das Gebäude war von Beginn an als Schwesternwohnheim konzipiert und hatte für die damalige Zeit durchaus großzügige Dimensionen: eine Nutzfläche von über 1.600 m² und eine Grundstücksgröße von rund 6.000 m² sprechen wohl für sich. Benannt ist es nach Anna Forcke, einer Diakonisse und als Oberin langjährige Leiterin des Henriettenstifts (1863-1904).

Für die Unterbringung der alten und kranken Schwestern standen 50 Zimmer bereit, die alle über einen eigenen Wasseranschluss verfügten. Auf jeder Etage gab es einen Baderaum mit Wanne sowie Toiletten auf dem Gang.


Diese colorierte Postkarte zeigt das Stift in den Anfangsjahren

Über die Situation im Jahr 1959 findet sich in den „Bodenteicher Tagebücher 1956-1964“ von Ilse Brandt (mit dem Titel „Petticoat und Pferdeschwanz“) folgende interessante Passage:

Donnerstag, 2. 4. 59 […] Nachmittags fuhren wir mit dem Zug nach Barsinghausen (2,40 DM mußten wir bezahlen!) Erst haben wir in einem Altersheim gesungen und sind dann ins Anna-Forcke-Stift gefahren, wo die alten Schwestern untergebracht werden, die krank sind. Das Stift liegt in einem herrlichen Wald mit einem tollen Blick über Barsinghausen. Wir haben unheimlich viel Bucheckern gesammelt und gefuttert.
Beim Abendbrot ist mir etwas Lustiges passiert. Es gab weiche Eier. Ich steckte den Löffel rein und die ganze Schlabbe spritzte auf die Tischdecke. Wir haben uns fast totgelacht. – Wir lachen überhaupt viel bei Tisch und die Schwestern gucken immer ganz bös. Die haben wohl nichts mehr zu lachen. […]

Das Anna-Forcke-Stift in den 1930er Jahren...

...und rund 80 Jahre später bietet sich dieser Anblick

Postkarte aus den 1940er Jahren

Bis 1998 wurde das Stift noch genutzt, seitdem steht es leer. Im Mai 2012 gab es einen Brand im Obergeschoß, der laut Polizei auf fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung zurückzuführen ist. Der Sachschaden belief sich auf rund 50.000 €. Seit diesem Brand klafft nun ein großes Loch im Dachstuhl und lässt Regen und Feuchtigkeit ungehindert eindringen – was dem Erhalt des Gebäudes nicht gerade förderlich ist. Bis heute flattert das rotweiße Absperrband in den Fluren, und die Brandschäden wurden weder beseitigt noch wenigstens provisorisch entschärft…

Das Anna-Forcke-Stift im März 2014

Blick vom ehemaligen Park aus

Überhaupt sind die Spuren von Vandalismus im gesamten Gebäude überdeutlich – leider! Das ist auch wenig verwunderlich, denn man hat ungehindert Zutritt zum Gelände und in das Gebäude selbst. Es gibt weder Absperrungen noch Warn- oder Verbotsschilder. Scheint ganz so, als hätte niemand mehr Interesse an diesem „hochwertigen Denkmal“, als das es der Ausschuss für Planung, Bauen und Umwelt der Stadt Barsinghausen in seiner Sitzung am 28. 10. 2008 bezeichnete (Protokoll). Doch auch die Behörden sind in diesem Fall scheinbar machtlos bzw. zeigen keinerlei Interesse am Erhalt des Anna-Forcke-Stifts. Schade.

Und hier nun ein paar Impressionen aus dem März 2014:




Frau Korczowski - wohl eine der letzten Bewohnerinnen



Eine der Toiletten auf dem Flur













Hier hat es 2012 gebrannt






Einer der Kellerräume


Die Küche






Zugang zum Keller

Klingeln nützt hier nichts mehr






Die Waschküche






Quellen: Da es weder in der Literatur noch im Internet eine eigenständige Seite mit Informationen zum Anna-Forcke-Stift gibt, habe ich die einzelnen Daten und Fakten von vielen Internetseiten, Blogs und Artikeln zusammengesucht. Da sich diese Informationen überall im Internet wiederfinden verzichte ich hier auf genauere Quellenangaben, da dies den Rahmen sprengen würde. Einige Quellen sind als Link eingerichtet. Fotos: eigene (März 2014) soweit nicht anders ausgewiesen.

Das Fort Mollinary am Gardasee

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„Da wo die Etsch bei Volargne in die Ebene tritt, schieben sich von Westen her die untersten Felsenstufen des Monte Baldo Plateau von Rivoli, mit steilen Abstürzen dicht an die Etsch; ihnen gegenüber nicht minder steil erheben sich die Felscoulissen des Monte Pastello. Beide Felsenwände einander gegenübertretend bilden das Felsenthor der Chiusa veneta, so eng, daß kümmerlich der rauschende Strom, Strasse und Eisenbahn sich durchzwängen. Letztere beide sperrt das quer in die Thalsohle hineingelegte Fort von Ceraino ab, das Strasse und Eisenbahn, letztere mittelst einer Zugbrücke in sich aufnimmt. Das vorliegende Terrain beherrscht das auf steiler Höhe über Ceraino sich erhebende Fort Mollinary, und weiter hinten bestreichen das Fort Chlapady und Wohlgemuth das Plateau von Rivoli.“

Diese 1863 erschienene „militär-geografische Skizze“ von Max Biffart (aus „Venetien mit dem Festungsvierecke“), einem Oberlieutenant im K. Württembergischen 2. Infanterie-Regiment, beschreibt sehr schön die Situation des Ortes, an dem auch heute noch hoch über der Etsch die Überreste dieser gewaltigen Verteidigungsbauten stehen.

In diesem Beitrag geht es in erster Linie um das 1849-1852 gebaute Fort Mollinary (heute Forte Monte), das wir im Sommer 2013 besucht haben. 

Das Fort Mollinary (Forte Monte) aus der Vogelperspektive



Zu der Zeit als die Festungswerke gebaut wurden, gehörte der Landstrich zum Königreich Lombardo-Venetien, welches selbst bis 1866 Teil des Kaiserreichs Österreich-Ungarn war. Nach den Aufständen in der Lombardei 1848 wurden vor der damaligen Tiroler Grenze zu Venetien zwei Sperrgruppen angelegt, um eventuellen gegnerischen Truppen hier den Durchzug durch das Tal der Etsch zu verwehren. Zusammen mit Fort Chlapady bzw. Hlawaty (heute Forte Ceraino), dem Fort Wohlgemuth (heute Forte Rivoli) und der Straßensperre Chiusa (heute Forte di Chiusa) bildete das Fort Mollinary hinter der sogenannten „Sperre von Pastrengo“ den zweiten Riegel an der Etsch. Initiiert wurde der Bau von Feldmarschall Radetzky, benannt wurde das Werk nach Anton Freiherr von Mollinary, einem österreichischen General. Mollinary war bereits im Alter von 30 Jahren Oberst und Kommandant des Pionierwesens der österreichischen Armee, und zeichnete sich bei Kämpfen in Italien derart aus, dass er Namensgeber für das Werk wurde; auch war er hier sieben Jahre als Pionierkommandant eingesetzt.

Nahe der Ortschaft Monte auf einem Plateau in 410 Meter Höhe wurde es in hoch aufragendem Mauerwerk im Stil der damaligen Zeit aus behauenen Blöcken des hier vorkommenden Veroneser Marmors mit einer wasserundurchlässigen Tonschicht und darüber einer Erdaufschüttung von bis zu zwei Metern auf der Decke erbaut. Es gab zwei Artillerieabschnitte: ein Kasemattenkorps, das nach Süden, Westen und Norden gerichtet war und ein zweiter Abschnitt nach Osten aus einer Mauer mit Wall und freistehenden Feldgeschützen. Das Kasemattenkorps, das nach Art einer Zitadelle gebaut war, verfügte im unteren Stockwerk über zwei Kanonenscharten nach Süden, fünf nach Westen und vier nach Norden. Der Hof konnte aus Gewehrscharten bestrichen werden. Der Kehlseite war ein trockener Graben von drei Metern Breite und zwei Metern Tiefe vorgelegt. Dieser musste auf einer Zugbrücke überschritten werden.

Das Festungswerk in verschiedenen Aufrissen

Die Kriegsbesatzung bestand aus einer dreiviertel Kompanie Infanterie und 95 bis 115 Artilleristen. Die maximale Artillerieausstattung konnte aus bis zu 24 Geschützen bestehen (diese Angaben beziehen sich auf die italienische Zeit, also nach 1884).

Während des sogenannten Deutschen Krieges versuchte Italien 1866 Venetien militärisch zu erobern (Dritter Italienischer Unabhängigkeitskrieg), und griff unter anderem auch die hier beschriebenen Festungswerke an – allerdings  ohne Erfolg.  Da jedoch das mit Italien verbündete Preußen Österreich in der Schlacht von Königgrätz besiegt hatte, musste Österreich Venetien trotz seiner militärischen Erfolge im Süden an Frankreich abtreten, das es dann schließlich an Italien weitergab.

Die Südgrenze Österreichs hatte sich damit nach Norden verschoben und die Festungswerke waren nun in italienischer Hand. Um sie für sich nutzen zu können, mussten die Italiener umfangreiche Umbauten vornehmen. So sollte es z. B. der Artillerie im Fort ermöglicht werden auch nach Norden zu wirken. Diese Umbaumaßnahmen dauerten bis 1884 an. Im Zuge der Wiederindienststellung des Forts wurde es umbenannt in Forte Monte.

Das Fort Mollinary/Forte Monte im Sommer 2013

Aufgrund der veralteten Bauweise waren die Forts jedoch schon bald als Festungsbauten nutzlos geworden. Das Fort Mollinary bzw. Forte Monte wurde von der italienischen Armee schließlich als Magazin genutzt. 1943 fiel das Werk in die Hände der Deutschen Wehrmacht, die es weiter als Munitionsdepot nutzte. Während des Rückzugs der Deutschen im Frühjahr 1945 wurde das Werk in Teilen gesprengt (ob von den Deutschen selbst oder, wie andere Quellen besagen, von den umliegenden Bewohnern, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen). Die Anlage wurde dabei schwer beschädigt. Heute befindet sie sich in Privatbesitz und ist stark verwahrlost. Erreichen kann man das Fort über die Ortschaft Monte. Dort folgt man der alten Werkstraße, die – wenn man ihr weiter folgt – direkt zum Forte Ceraino führt. Eine Besichtigung dieses Bauwerks lohnt sich auf jeden Fall, allerdings ist das Gelände sehr unsicher und birgt Gefahren.

Die folgenden Fotos sind im Juli 2013 entstanden:


Vom Ort Monte auf der alten Werkstraße her kommend bietet sich dieser Blick auf das Fort

Das alte Eingangsportal von innen gesehen







Blick auf das auf der anderen Seite der Etsch gelegene ehemalige Forte Rivoli





In den unteren Geschossen fehlen z.T. die Decken


Riesige Hallen und mächtige Gewölbe zeugen noch heute von der einstigen Größe



Die Treppe ins Nichts

Blick von der Werkstraße aus auf das Eingangsportal



Von der alten Werkstraße aus bietet sich dieser schöne Blick auf das benachbarte Fort

Werkstraße - Panorama (Montage)

Quellen: Wikipedia, www.moesslang.net; Fotos: eigene (Juli 2013) bzw. wie angegeben

Fordlandia - die vergessene Stadt am Amazonas

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Am Amazonas existiert eine vergessene Stadt die den Namen Henry Fords trägt: Fordlandia. Sie wurde bereits vor rund 80 Jahren aufgegeben - dies ist ihre Geschichte.

Fordlandia heute
(Link zum Originalfoto)
Fordlandia um 1933
(Link zum Originalfoto)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts boomte die Autoindustrie zum ersten Mal so richtig, was vor allem das Verdienst eines Mannes war: Henry Ford. Die von ihm entwickelte und perfektionierte Fließbandproduktion ermöglichte die Motorisierung breiter Massen mit günstigen und zuverlässigen Autos auf der ganzen Welt. Jedem wird das berühmte Ford T-Modell ein Begriff sein, das jahrzehntelang das meistproduzierte Auto weltweit und der Inbegriff für die globale Motorisierung war.

Mit der ständig wachsenden Produktion von Automobilen wuchs auch die Nachfrage nach Rohstoffen, speziell nach dem für die Reifenherstellung unentbehrlichen Naturkautschuk. Dessen Preis kletterte fast  unaufhörlich und bot Gewinnspannen, die kein anderer Naturrohstoff je im freien Wettbewerb erzielt hatte.
Diese Tatsache traf die Ford Motor Company besonders hart, denn sie stellte damals gut die Hälfte aller weltweit produzierten Autos her und hatte damit einen riesigen Bedarf an Kautschuk. Dieser jedoch kam zu 90 Prozent aus Südostasien (3/4 davon aus britischen Kolonien), dazu noch aus französischen und niederländischen Überseebesitzungen. Die amerikanische Autoindustrie musste also teuer importieren.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs verschärfte sich die Situation für die USA, da die Briten ein Kautschuk-Kartell ins Leben riefen, um die sinkenden Weltmarktpreise zu stützen. Für die USA als größter Kautschukabnehmer war diese Situation unhaltbar und es entspann sich ein regelrechter Handelskrieg. Drei US-Industrielle nahmen sich daraufhin der Herausforderung an und reagierten auf das Kartell mit dem Aufbau eigener Plantagen zur Kautschukgewinnung. Die Reifenproduzenten Firestone und Goodyear wählten die Philippinen, Sumatra und Liberia als Standort, Henry Ford jedoch entschied sich für den brasilianischen Amazonas-Regenwald – dem eigentlichen Mutterland des Kautschuks – wo er 1927 riesige Ländereien erwarb. Hier wollte er künftig den Kautschuk gewinnen, der für seine Autoproduktion so dringend benötigt wurde.


Blick auf Fordlandia vom Wasser aus
(Link zum Originalfoto)


Die US-amerikanische Presse berichtete überschwänglich von diesem Projekt, und auch die brasilianische Regierung war begeistert, denn sie hoffte auf eine Wiederbelebung des Kautschukbooms, der durch die Überflutung des Weltmarkts mit dem britischen Plantagenkautschuk aus Südostasien fast gänzlich am Boden lag. Gleichzeitig versprach man sich aber auch einen enormen Entwicklungsschub für den unterentwickelten Norden des Landes. Dies alles traute man einem einzigen Mann zu: Henry Ford.

Dessen Projekt hatte wahrhaft gigantische Dimensionen: die Ford’schen Besitzungen erstreckten sich über rund 10.000 Quadratkilometer, die er für bescheidene 125.000 US-Dollar erwarb. Die Verhandlungen dauerten nur knapp drei Monate und waren Ende September 1927 abgeschlossen. Ford war sein Leben lang immer mutig und forsch an neue Aufgaben herangetreten, und gerade diese unkonventionelle und draufgängerische Art war es, die seinen Ruf als „Macher“ begründete. Bei diesem Projekt war es nicht anders, auch hier verließ sich Ford ganz auf seine Intuition und weniger auf eine durchdachte Strategie – ein fataler Fehler, wie sich später zeigen sollte.

Schon bei den Vertragsverhandlungen wurden entscheidende Fehler gemacht, so wurden z. B. mündlich zugesagte Privilegien der Bezirksregierung, besonders die Steuerbefreiung für die importierte Ausrüstung zum Aufbau der Plantage, durch die brasilianische Bundesregierung wieder gekippt. Auch verzichtete man auf Seiten der Amerikaner völlig auf die sonst vor Ort durchaus übliche Lobbyarbeit. Und die Probleme nahmen auch in der Folgezeit kein Ende.

Der Urwald wird gerodet...
(Link zum Originalfoto)
...das Holz wird in dem eigens dafür errichteten Sägewerk verarbeitet
(Link zum Originalfoto)
Das Sägewerk im September 2009 | Foto: Guido D'Elia Otero
(Link zum Originalfoto)

Um Fordlandia aus dem Boden zu stampfen trafen nun aus den USA laufend Transporte ein. Sämtliche Materialien, sogar ein Sägewerk und eine Eisenbahn, wurden aus Fords Heimat herangeschafft, um ein kleines amerikanisches Musterstädtchen am Tapajós entstehen zu lassen. Und nach rund dreijähriger Bauzeit war zumindest dieser Teil des Projekts vollendet: Ford hatte dem Urwald tatsächlich ein Städtchen nach US-Vorbild mit typisch amerikanischen Häusern, geteerten Straßen, blühenden Vorgärten, mit Straßenbeleuchtung, Telefon und Kanalisation abgerungen. Darüber hinaus entstanden ein eigenes Kraftwerk für die Stromversorgung, kilometerlange Straßen und Schienenverbindungen, ein modernes Krankenhaus, ein Hafen, drei Schulen, Kirchen und Clubhäuser, außerdem Tennisplätze, Parks, Schwimmbäder und ein Golfplatz. Als Schlusspunkt errichtete man 1930 den noch heute vorhandenen und für jede US-Kleinstadt typischen Wasserturm - mit seinen 45 Metern Höhe das höchste Bauwerk am Amazonas.

Noch heute existieren viele der vor rund 80 Jahren erbauten Häuser
(Link zum Originalfoto)
Straße in Fordlandia in den 1930er Jahren
(Link zum Originalfoto)

Das Kraftwerk in Fordlandia einst und heute
(Link zum Originalfoto)

Das Krankenhaus in den 1930er Jahren
(Link zum Originalfoto)
2012 ist das Krankenhaus weitestgehend verfallen | Foto: Alex Albino
(Link zum Originalfoto)

Doch die amerikanischen Lebensgewohnheiten und -umstände ließen sich nicht eins zu eins auf Fordlandia übertragen. Es haperte an vielen Stellen: so hatten z. B. viele der aus Amerika eingeflogenen Projektbeteiligten große Probleme mit den klimatischen Gegebenheiten vor Ort. Nicht wenige verließen Fordlandia schon nach kurzer Zeit wieder. Es mussten also immer wieder neue Leute eingearbeitet werden, was viel Zeit und Energie kostete. Auch war man viel zu optimistisch was die Rekrutierung der Arbeiter vor Ort anging. Es konnten weitaus weniger Arbeiter angeworben werden als benötigt wurden, außerdem hatte man große Probleme mit der Arbeitsmoral der örtlichen Bevölkerung. Das Übertragen der amerikanischen Lebensweise auf die Arbeiter und die angestrente „Umerziehung“ zu Pünktlichkeit und geregelten Arbeitsabläufen ließ sich kaum verwirklichen und schlug weitestgehend fehl, so dass es im Dezember 1930 sogar zu gewalttätigen Unruhen kam, die nur unter der Heranziehung von Militär beendet werden konnten. All diese Probleme traten schon in der Anfangszeit des Projekts zutage, und zu diesem Zeitpunkt hatte man noch nicht einmal richtig damit begonnen das eigentliche Ziel - das Anlegen von Kautschukplantagen - ernsthaft in Angriff zu nehmen.

Als dann schließlich ab 1930 mit den Anpflanzungen begonnen wurde, machte man auch hier wieder entscheidende Fehler. So wählte man als Ort für die Anpflanzungen ein höher gelegenes, hügeliges und damit erosionsgefährdetes Gelände aus, das zudem sehr häufig im Morgennebel versank - was die Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten begünstigte. Dieses Gelände war schwierig zu bewirtschaften, außerdem pflanzte man die ersten Setzlinge derart nachlässig aus, dass fast alle eingingen. All diese Faktoren führten schließlich dazu, dass 1933 (endlich!) ein Experte für Kautschukplantagen hinzugezogen wurde. Dieser empfahl den Standort aufzugeben und es an anderer Stelle mit anderen (resistenteren und ertragreicheren) Samen neu zu versuchen. Man hörte auf diese Einschätzung und entschied sich wenig später für Belterra als neuen Standort und gab Fordlandia 1936 auf.

Restaurant in Fordlandia damals...
(Link zum Originalfoto)
...und das Restaurant heute
(Link zum Originalfoto)

Das Unternehmen in Belterra war noch größer dimensioniert, wurde aber letztlich auch kein Erfolg. Als Henry Fords Enkel Henry II 1945 die Firmengeschäfte von seinem Vater Edsel übernahm, fielen die Ford'schen Besitzungen im brasilianischen Regenwald dem Rotstift zum Opfer. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Ford Motor Company insgesamt rund 25 Millionen Dollar in das Projekt investiert, ohne dass damit jemals Kautschuk in kommerzieller Größenordnung gewonnen worden wäre.

Heute hat sich die Natur einen Großteil der ehemaligen Ford'schen Besitzungen zurück erobert. Henry Ford, Namensgeber dieser Siedlung am Amazonas, hat Fordlandia bis zu seinem Tod 1947 nie selbst besucht.


Hier einige Links zu weiteren Internetseiten über Fordlandia:

Fordlandia... Henry Ford's jungle utopia

Bildergalerie auf flickr: Fordlandia 

Artikel über Fordlandia im Daily Mail Reporter

Henry Ford's eerie Amazon ghost town (mit vielen aktuellen Fotos aus Fordlandia)

Blogposts zum Thema Fordlandia

Das Hospital in Fordlandia heute (Fotos aus 2012)



Quellen: Buch „Grandios gescheitert“ von Bernd Ingmar Gutberlet; Fotos: wie angegeben.

Update zum ehemaligen Hotel-Restaurant Grünewald

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Wie die Cellesche Zeitung am Dienstag, 13. Mai 2014, berichtet, hat sich ein neuer Besitzer für das ehemalige Hotel und Restaurant Grünewald gefunden. Auch wenn damit die 1831 begonnene ursprüngliche Nutzung als Gasthaus definitiv endet, so bleibt doch wenigstens das Gebäude als solches erhalten.

Hier dier entsprechende Zeitungsbericht:

Bericht aus der Celleschen Zeitung vom 13. 5. 2014

Über die Geschichte des ehemaligen Gasthauses habe ich bereits hier ausführlich berichtet.

Das Gasthaus in den 1960er Jahren


Quelle: Cellesche Zeitung vom 13. 5. 2014 (Seite 13)

Die Förstersteine im Bärenbruch

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Im Jahre 1919 wurden die beiden Jagdaufseher Willy Ziemens aus Wietze-Steinförde und Wilhelm Rothmann aus Fuhrberg von Wilddieben ermordet. Noch heute findet man an den Fundstellen der beiden Leichen Gedenksteine, die zur Erinnerung an diese grausame Tat aufgestellt wurden.

Die beiden Förstersteine im Bärenbruch

Hier die ganze Geschichte zu diesem tragischen Doppelmord von vor 95 Jahren: Die Förstersteine im Bärenbruch

Ehemaliges NATO-Korpsdepot Burgwedel-Oldhorst

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Während der Zeit des Kalten Krieges wurden von den im Ernstfall zur Verteidigung an der DDR-Grenze eingesetzten NATO-Partnern eigene Depots für Munition, Treibstoff und Ausrüstungsgegenstände eingerichtet: die sogenannten NATO-Korpsdepots.

Im Landkreis Celle und in den Nachbarkreisen gibt es mehrere dieser ehemaligen Depots, die auch heute noch weitgehend erhalten sind. Die Bundeswehr hat diese Depots nach der Wiedervereinigung und dem Ende des Ost-West-Konflikts nach und nach aufgelöst bzw. in kommunale oder private Hände abgegeben. Meist sind die Depots bis heute in ihrer ursprünglichen Form erhalten und auch nach wie vor nicht öffentlich zugänglich.

Thema dieses Beitrags ist die zur Garnison Hannover gehörige ehemalige Standortmunitionsniederlage 221/1 Burgwedel-Oldhorst. Hier wurde bis zur Auflösung des Depots 1992 in 56 ebenerdigen Bunkern neben Munition auch Sperrmittel für die Bundeswehr gelagert.

Lageplan der Standortmunitionsniederlage 221/1 Burgwedel-Oldhorst
(Quelle: www.burgwedel.de)

Aktuelles Luftbild
Hauptzufahrt auf das Gelände mit dem ehem. Wachgebäude

Nachdem die Bundeswehr das Depot aufgegeben hatte, wurde das Gelände zunächst wohl von der Abfallwirtschaft genutzt. Seit einiger Zeit befindet sich die Liegenschaft nun im Besitz einer Firma, die Jagdmunition herstellt. Das Gelände durfte ich auf Nachfrage aus sicherheitstechnischen Gründen leider nicht betreten, so dass ich keine aktuellen Fotos von den immer noch vorhandenen Bunkern machen konnte. Zufällig bin ich bei meiner Recherche zu diesem Depot jedoch auf Fotos aus dem Jahre 2007 gestossen, die von „htim“ geschossen wurden als das Betreten des Geländes noch möglich war. Dankenswerterweise darf ich diese Fotos hier für diesen Beitrag verwenden:

Kleiner Bunker, Foto © htim
Blick ins Innere des Bunkers, Foto © htim

Zufahrtstraße mit Blick auf die Bunker, Foto © htim
Großer Bunker, Foto © htim
Innenraum des größeren Bunkers, Foto © htim

Blick auf den mit einer Erdaufschüttung getarnten Bunker, Foto © htim
Belüftungskamin, Foto © htim

Da das Gelände wie bereits erwähnt nicht betreten werden darf, hier noch einige Aufnahmen aus dem Juni 2014, die von außerhalb der Umzäunung entstanden sind:

Wie man an den Fahrspuren auf der Depotstraße erkennen kann,
wird die Anlage tatsächlich genutzt
Das Gebäude 58 heute...
...und im Jahr 2007, Foto © htim
Blick durch den Zaun auf Bunker Nr. 1
Die äußere Depotstraße, links Bunker Nr. 1
Blick auf den kleineren Löschteich in der nordwestlichen Ecke des Geländes
Der Zaun an der Nordseite des Geländes
Die Westseite des ehemaligen Depots
Blick von der westlichen Begrenzung in Richtung Haupttor
Nebentor an der südwestlichen Ecke des Geländes
Hinter dem Stacheldraht...

Quellen: www.munlager.de; www.schatzsucher.de, www.burgwedel.de; Fotos: eigene (Juni 2014) bzw. „htim“ (2007)

Update: Die Kirche in Giersdorf/Zeliszow wird gerettet!

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Nun ist es wohl amtlich: die Rettung eines mittlerweile überaus populären Lostplaces wurde gestartet - die Kirche in Giersdorf/Zeliszow in Niederschlesien wird gerettet und soll wieder aufgebaut werden.

Dieser Lostplace galt schon länger nicht mehr nur als Geheimtipp und wurde in den letzten Jahren immer mehr zu einem Anziehungspunkt für Urbexer weltweit. Den großen Bekanntheitsgrad verdankt die Kirche dem Kurzfilm „The Chapel“ von Patryk Kizny...

Weitere Infos und Bilder zu dieser beeindruckenden Kirche gibt es hier: Die Kirche in Giersdorf/Niederschlesien.

Die Kirche in Giersdorf/Zeliszow

Das Krankenhaus St. Josef-Stift in Celle

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Das Celler St. Josef-Stift um die Jahrhundertwende

Eigentlich sieht man es dem Gebäude gar nicht an, doch das alte Celler Krankenhaus „St. Josef-Stift“ am Bullenberg Nr. 10 ist ein Lostplace. Das Ende war schon länger in Sicht, doch mittlerweile ist es amtlich: der alte Gebäudekomplex wird abgerissen.

Das St. Josef-Stift im Jahr 2014 - links der Altbauteil (siehe Postkarte oben)

Eröffnet wurde das St. Josef-Stift im Jahre 1893 als katholisches Stift. Aus der Geschichte des Krankenhauses konnte ich bislang leider nicht viel erfahren, eine Episode aus der unmittelbaren Nachkriegszeit jedoch erscheint mir erwähnenswert. In dem (englischsprachigen) Buch „John W. Thompson: Psychiatrist in the Shadow of the Holocaust“ von Paul Weindling heißt es an einer Stelle:

[...] Celle was the site of atrocities. The St. Josefs-Stift hospital there had an unsavoury reputation; many allied wounded and sick were found in a disgraceful condition. The Germans had denied them medical attention, and the only food which found its way there was such as those of the sick who could walk could carry to their less fortunate comrades. When the mother superior of the convent hospital was taken to task over the situation, she told the British senior medical officer of Celle that she was only there to look after Germans. [...]

Übersetzt heißt das in etwa, dass die im St. Josef-Stift untergebrachten kranken und verwundeten Alliierten sich selbst überlassen wurden und von den Deutschen weder medizinische Versorgung noch Nahrungsmittel erhielten. Die Verantwortliche rechtfertigte dies später damit, dass sie sich nur um die Deutschen zu kümmern hatte.

Dies ist sicher das dunkelste Kapitel in der Geschichte des St. Josef-Stifts. In der Nachkriegszeit wurde das Krankenhaus mindestens zwei Mal durch Anbauten erweitert. Eine Stellenanzeige aus dem Heft „Ernährungs-Umschau“ gibt Auskunft über das St. Josef-Stift im Jahre 2000:

[...] Wir sind ein Krankenhaus der Grundversorgung mit 198 Planbetten und führen die Fachabteilungen Innere Medizin (101 Betten), Chirurgie, Anästhesie sowie die Belegabteilungen Augenheilkunde und Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde. [...]

Doch bereits im Jahr 2005 macht die bedrohliche wirtschaftliche Situation des Stifts eine Fusion mit dem anderen großen Celler Krankenhaus, dem Allgemeinen Krankenhaus (AKH), notwendig. Am 19. September 2005 übernimmt das AKH das St. Josef-Stift als hundertprozentige Tochter. Und für das St. Josef-Stift geht es in den Folgejahren tatsächlich wieder aufwärts. So wird im Oktober 2007 das Zentrum für Altersmedizin und Frührehabilitation eröffnet. Im Jahr 2012 verfügt das St. Josef-Stift über 62 Betten, auf denen 2.856 Patienten versorgt werden.

Luftaufnahme des St Josef-Stifts

Es sind wohl letztlich die weiten Wege zwischen den beiden Standorten des AKH bzw. St. Josef-Stifts, die dazu führen, dass die Abteilungen der Klinik am Bullenberg nach und nach ins AKH verlegt werden. Mit dem Umzug der Geriatrie ins AKH Anfang 2014 ist hier der Schlußpunkt gesetzt. Mit der letzten Abteilung hat auch der aus Holz geschitzte Schutzpatron, der Heilige Josef, nach 121 Jahren das Stift am Bullenberg verlassen und hat nun im AKH eine neue Heimat gefunden.

Der Altbauteil des St. Josef-Stift steht da schon längere Zeit leer, und der bevorstehende Abriss ist  beschlossen. Der Neubauteil des St. Josef-Stifts wird erhalten bleiben, doch schon bald wird das alte katholische Stift in der Celler Innenstadt verschwunden sein.

Hier einige Impressionen des St. Josef-Stifts aus dem Juli 2014:

Blick auf den ältesten Teil des Stifts


Versteckt an der Außenwand eine Heiligenfigur

Eingangstür



Anbau neueren Datums


Dieser Parkplatz bleibt jetzt frei

Gebäuderückseite


Eingang zum Aufzug






Der Heilige Josef?
Wie lange wird sich dieser Anblick wohl noch bieten?

Am 6. September berichtete die Cellesche Zeitung im Rahmen ihrer Serie „Alte Fotos erzählen“ ebenfalls über das St. Josef-Stift. Hier der entsprechende Artikel dazu:

Bericht aus der Celleschen Zeitung vom 6. Sept. 2014


Quellen: Artikel aus der Celleschen Zeitung vom 6. Juli 2014; Internetseiten www.wer-zu-wem.de, www.celleheute.de, www.celler-presse.de; andere Quellen wie angegeben.
Fotos: eigene (Juli 2014) bzw. wie angegeben.

Das ehemalige Ölfeld Fuhrberg-Rixförde

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Kurz vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs begann man bei Rixförde das bereits viele Jahre zuvor entdeckte Fuhrberger Ölfeld auszubeuten. Ab 1939 bis Dezember 1970 wurde aus insgesamt 454 Bohrungen Öl gefördert.

Luftbild des Ölfelds bei Rixförde aus dem Jahr 1954
Heute erinnert nichts mehr an das frühere Treiben an diesem Ort

Heute erinnert vor Ort so gut wie nichts mehr an diese aufregende Zeit. Von den damals vorhandenen Gebäuden ist heute ebenso wenig erhalten wie von der übrigen Infrastruktur. Die Förderanlagen, die Ölpipelines und die Tanks sind fast spurlos verschwunden. Ein Großteil des riesigen Areals ist heute bewaldet...

Anlagen auf dem Ölfeld bei Rixförde aus 1948/49

Bei genauerem Hinsehen und mit dem historischen Hintergrundwissen sollten sich jedoch auch heute noch ein paar Relikte aus der Vergangenheit finden lassen - deshalb haben wir uns auf Spurensuche begeben und konnten tatsächlich einige interessante Entdeckungen machen!

Ausführliche Informationen und viele weitere historische und aktuelle Fotos zum Fuhrberger Ölfeld gibt es hier: Das Ölfeld Fuhrberg-Rixförde.

Ein altes Brückengeländer
Mitten im Wald ragt dieses Rohr aus der Erde...
Teil eines alten Bohrkerns

Update: Offensen und der „Kongo-Express“

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Im August 1939 fanden an der Bahnstrecke bei Offensen Dreharbeiten zum Ufa-Film „Kongo-Express“ statt. Nun habe ich von Florian Friedrich Scans der Fotos erhalten, die zu den Berichten in der Celleschen Zeitung vom August 1939 erschienen waren.

Unter anderem diese Fotos ergänzen ab sofort meinen Artikel Offensen und der Kongo-Express.

Foto zum Artikel aus der Celleschen Zeitung vom 19. August 1939
Fotograf: Walter Redlich
Foto zum Artikel aus der Celleschen Zeitung vom 30. August 1939
Fotograf: Walter Redlich

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